Nach der Scheidung von Thurston Moore und Kim Gordon dürfte eine Reunion von Sonic Youth vorerst wohl kein Thema sein. Das ist bedauerlich, gibt den einzelnen Mitgliedern aber die Freiheit, künstlerisch neue Wege zu beschreiten. Kim Gordon hat nicht lange gefackelt und sich Bill Nace, den Gitarristen von X.O.4 und Vampire Belt, für ein Noise-Experiment geschnappt. Sie bilden das Duo Body/Head, was ursprünglich als rein instrumentale Angelegenheit gedacht war. Indem Gordon aber irgendwann die Stimmbänder zu den Gitarrenfeedbacks zittern ließ, gab man dem Ganzen so etwas wie eine Bandstruktur. Nun liegt mit »Coming Apart« das Debüt vor. Die LP zeigt sich als Verweigerung an… eigentlich alles, inklusive der Möglichkeit ihres Releases. Rohe, brodelnde und metallisch kratzende Rückkopplungen sowie apathisch-entrückt vorgetragene Gedankenfragmente bilden Soundcollagen, die schwer zu greifen und zu schlucken sind. Angesichts der Summe seiner Teile neigt man zwar dazu, dem Album Attribute wie konsequent, kompromisslos, progressiv und avantgardistisch zuzusprechen. Allerdings darf man auch einer Frau Gordon mal zutrauen, so richtig Scheiße zu bauen. Also: Das, was Body/Head hier abliefern, funktioniert live sicher gut als abgefahrenes Kunst-Happening – so, wie das Projekt auch begann, als Gordon und Nace ihr Noise-Gewaber vor einer Leinwand performten, auf der Filme in Zeitlupe liefen. Aber wer sich akustischen Herausforderungen bar jeder Songstruktur stellen möchte, ist bei diversen Free Jazzern besser bedient. »Coming Apart« ist der gescheiterte Versuch, frühe Sonic Youth-Tage mit einem überdosierten Hybrid aus Can und Velvet Underground zu kombinieren und als Duo zu meistern.
Coming Apart