Review Klassik

Blue Lake

Weft

Tonal Union • 2025

Blue Lake ist das Pseudonym des in Kopenhagen lebenden Amerikaners Jason Dungan. Das ist wichtig, denn sein Minialbum »Weft« klingt genau so, als hätten sich die akustischen Musiktraditionen der USA und Skandinaviens überlagert. Auf fünf Tracks kommuniziert Dungan ohne seine Stimme. Alles, was er braucht, sind Instrumente wie Gitarre, Cello, Zither oder Klavier. Mit ihnen öffnet er endlose Naturpanoramen, die das Sepia des Country sowie die gedämpft transportierten Emotionen nordeuropäischer Folk-Künstler*innen als ästhetische Register ziehen.

Der Titeltrack tendiert am Anfang der Platte eher in Richtung Wilder Westen und profitiert dabei von der Absenz jeglicher Vocals, die allzu große Klischees verhindert. Ansonsten bewegt sich Blue Lake vielleicht in Gefilden von Bon Ivers früherer Band DeYarmond Edison, so lässt seine Musik Assoziationen zu. Auf »The Forest« wiederholt sich eine immer gleiche Gitarrenfigur, ehe das Cello für Bassfrequenzen sorgt und eine langgezogene, glockenklare Drone ertönt. Später gesellen sich noch New-Age-Bläser und knappe, helle Klavier-Anschläge in den Mix. Das ist die andere, die in sich gekehrte Seite des Albums, zu der man sich partout keinen Gesang vorstellen kann. Gewebte Schönheit, die einen melancholischen Triggerpunkt nach dem anderen aktiviert. Im Kunst-Jargon würde das als immersiv bezeichnet, im Sektor des Ambient-Folk genügt wohl das Prädikat einnehmend.

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Blue Lake
Weft
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