Review Hip-Hop

Blue Daisy

An Emperor’s Tale

Hoya:Hoya • 2011

Reissue des Jahres 2023

Blue Daisy ist ja dafür bekannt mit Gasmaske auf dem Gesicht den Haupteingang zu sprengen. Mit seiner neuen EP nimmt er den Hintereingang. Ein Überfall ist die »An Emperor‘s Tale«-EP trotzdem. Nur schleicht sie sich an, schleicht sich ein, ist plötzlich unter dir, unter deiner Haut, ohne dass du es merkst. Die EP erzählt, ohne Vocals, die Leidensgeschichte eines Kaisers. Sechs Kapitel, entstanden in sechs Stunden. Teuflische Gestalten nehmen den Kaiser gefangen, sein Sohn soll das Erbe antreten, doch die Dunkelheit gewinnt. »An Emperor‘s Tale« könnte der Sountrack einer Verfilmung der Invasion der Ninja-Region Iga durch die Samurai sein: Das klingt nach dunklem Wald, nach Schatten im Verborgenen und Gongs, die Warnsignale senden. Schiefe, sich langziehende Streicher führen bei mir zum Asien-Feeling. Blue Daisy mischt erneut Industrial-Bass-Musik, Beats mit Ambient. Nur tragen die flächendeckenden Sounds den Hörer hier nicht in andere Sphäre, sondern vergraben ihn in der Tiefe. Im Hintergrund hallen Stimmen, es knistert und raschelt, ein Baby schreit, vielleicht ist es auch eine Sirene; im Vordergrund verkünden Geigen, dass alles niedergebrannt ist. Blue Daisy beweist hier wieder: er ist der Meister darin, beklemmende Scheissgefühle in Sound zu verpacken.

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