Review Folk

Bill Callahan

Resuscitate!

Drag City • 2024

Nach dem 2007 aufgenommenen »Rough Travel for a Rare Thing« und »Live at Third Man Records« von 2018 ist »Resuscitate!« bereits das dritte Live-Album von Bill Callahan – und auch zugleich dasjenige, das am engsten mit einem Studio-Werk verknüpft ist. Denn beinahe alle der im letzten Jahr in Chicago aufgenommenen Stücke stammen von Callahans Post-Pandemie-Album »YTI⅃AƎЯ«, was dazu dienen sollte, die Leute aus dem Corona-Schlummer zu reißen und Austausch, Verbindung und Gemeinschaft wiederzubeleben. Der Motivator ist zwar keine typische Rolle für den Singer/Songwriter, der bisher mit seinem tiefen Bariton und unvergesslichen Lyrics wie »I used to be darker, then I got lighter, then I got dark again« eher grummelig bis missgestimmt rüberkam.

Aber natürlich kann man seine Community am besten im Live-Setting erreichen und beschwören – und das gelingt hier in voller Band-Besetzung auch. Zwischen jazzigen Improvisationen und klassischen Rock-Jams dehnen sich die Songs teilweise auf zehn oder gar 13 Minuten (»Coyotes«) auf ihre doppelte Länge mit längeren Gitarren-Passagen und Saxophon-Soli. Es ist auf einem Konzert natürlich mehr als redlich, die Backing-Band zeigen zu lassen, wie gut eingespielt und zu welcher Virtuosität sie fähig ist. Statt dieser überlangen Versionen hätte ich mir auf Platte aber lieber mehr deep cuts wie den Smog-Song »Keep Your Steady Friends Around« von 2001 gewünscht.