»Akure« ist ein Kind der Liebe. Zunächst ist es das Produkt einer Beziehung zweier Musiker:innen: Betty Ajagun und Tunde Obazee. Die beiden lernten sich in jungen Jahren in Nigeria kennen. Noch keine 14 Jahre, emigrierte Obazee in den Sechzigern. Ajagun folgte später in die USA nach. Die beiden heirateten, bekamen Kinder, musizierten gemeinsam. Da Obazee den Staaten als »illegaler Migrant« galt, hatten die beiden wenig Geld. Erst 1985 konnten sie einige Lieder auf Tapes aufnehmen. Die meisten haben nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Nun hat Emotional Rescue acht auf zwei EPs herausgebracht. Das Label behandelt »Akure« und »Wishful Thinking« mit der Hingabe von Adoptiveltern. Ein neues Heim soll »das Beste« aus den verwaisten Tracks hervorbringen. Laut remastered tanzen sie in neuem Glanz. So bietet die Titelnummer »Akure« einen Afrobeat-Ohrwurm. Verspielte Lo-Fi-Electronica untermalt Betty Obazees volle Stimme, während synthetische Drums sie erden. Eine Triller-Pfeife versprüht DIY-Charme. Man merkt sofort, dass alle Stücke einer tiefen Passion zur Musik entsprungen sind. Eltern sind leider blind für die Schwächen ihre Kinder. Das 10-minütige »Cry Africa« ist unnötig mäandernd, während das Stevie-Wonder-Cover »Is Wrong (Apartheid)« neben dem Original verblasst. Es ist kein schlechtes Cover, aber in erster Linie von archivarischem Interesse. Andererseits darf man weder von Kindern noch von DIY-Projekten Perfektion erwarten. Sie bereichern diejenigen, die sich darauf einlassen.
Akure