Ben LaMar Gay spielt Kornett, Triangel und Xylophon. Singen kann er auch. Trotzdem hat er für »Open Arms To Open Us« den erweiterten Kader einer Fußballmannschaft verpflichtet. Um Musik zu machen. Und in Proust’scher Melancholie Kekse in den Hanftee zu dippen. Das hat schon auf seinem 2018 erschienen Debüt »Downtown Castles Can Never Block the Sun« geschmiert wie drei Spritzer Schraubenöl in Damon Locks Black Monument Ensemble. Soll heißen: Die Blasmusikkapelle von Gay bläst sich warm, beim Frühschoppen drückt man auf die Tuba. Im Hintergrund fizzert der Synthesizer im Tropicalia-Modus. Ben LaMar Gay weiß, wann er den Mund hält. Wenn er ihn denn aufmacht, säuselt der Mann aus Chicago mit Blubber-Autotune oder Wyatt-Wahnsinn, während er mit der Hand durchs Glockenspiel fährt. Keine Frage: Manchmal verläuft man sich deswegen, landet beim Trommelkreis für angehende Eso-Schwurbler und scheißt den Hippies in die Klangschale. Aber das kann man bedingungslos unterschreiben. Schließlich muss man Ben LaMar Gay früher oder später ohnehin die Vollmacht über den Weltmusikgeschmack (nein, nicht Weltmusik, du Depp!) übertragen. Eine Platte für alle, die ihre AOTY-Liste noch nicht unter dem Kopfpolster versteckt haben.
Open Arms To Open Us Black Vinyl Edition