Die Australierin Jules Reidy und der Italiener Andrea Belfi, die sich beide in den letzten Jahren zu absoluten Größen der weltweiten Improvisationsszene entwickelt haben, nutzen eine gemeinsame Residency für diese EP, die immer wieder ins Licht führt. Die himmlischen Klänge von Reidys meist behutsam pluckernden Saitenanschlägen und Andrea Belfis sehr intuitives, gezähmtes Schlagzeugspiel, weder Jazz noch Rock, gehen hier eine besondere Partnerschaft ein, die in den Himmel führen will.
Reidys rein gestimmte Gitarre klingt oft wie eine Zither, was einen gewissen New-Age-Charakter unterstreicht. Mit fein ziselierter Bearbeitung werden gleichzeitig knurrende Akzente gesetzt, gerade laut genug, um den primär ungeschminkten Höreindruck nicht zu stören. Belfi rührt dazu mit dem Besen, klopft unerwartet zärtlich auf den Puls der Platte, und nur ganz gelegentlich bricht sich ein wenig Furor Bahn. Wie zum Beispiel bei »alto«, wenn sich in der zweiten Hälfte ein Minimal-Music-Track entwickelt, der mit seinem Vibe unter Strom steht und an der Grenze zur Tanzbarkeit kratzt. Dann wieder das längste Stück »up«: Reidys Gitarre reitet hier durch ein Feld von Folkmusik, die weite Prärie und spirituelle Naturerfahrung verbindet. Eine EP, die mit reduzierten Mitteln zu immer neuen Ergebnissen kommt, auch wenn die Richtung die gleiche bleibt: Ins Unendliche und darüber hinaus.
Dessus Oben Alto Up