Eineinhalb Jahre können im digitalen 21. Jahrhundert lang sein und die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Leute reicht nicht einmal mehr für eine Woche. Im Oktober 2010 tauchte da auf Big Dada ein junger Rapper auf, der mit reichlich Aggressivität den Track »Hands High« ans Pumpen brachte und sich ziemlich treffend Bang On! nannte. Und selten macht ein Ausrufezeichen im Pseudonym so viel Sinn wie bei Elliott Egerton. Doch auf »[sic]« nimmt der Rapper aus Liverpool gleich zu Beginn erst einmal das Tempo raus. »Teeth« startet nur auf einer Gitarrenmelodie, die leidlich verstärkt unter Egertons Stimme liegt. Danach werden für den Rhythmus die erwartungsgemäßen Beats aufgefahren, die doch irgendwie die meisten Releases auf Big Dada ausmachen. Die volle Härte von Grime erreicht das bei Bang On! aber nicht, denn dafür taucht etwa »Munnys« am Ende zu sehr in Drum ‘n’ Bass ab und überhaupt sind bei dem ganzen Marsch nach vorne zu wenig Ecken und Kanten in den Beats drin, um das wirklich unbequem zu machen. Im Gegensatz zu den Texten, die Egerton gut geschnitzt hat. Jedes Stilmittel sitzt und die Palette an Themen ist breit gefächert. Einzelne Samples leiten dabei manchmal von Track zu Track und geben der Platte noch eine weitere Ebene, die perfekt aufgeht. »Fuck Everybody« leitet dann nach knapp vierzig Minuten entspannt in »The Winge« über. Irgendwo im Hintergrund ist wieder eine Gitarre da, doch dieses Mal mit einem Rhythmus unterfüttert – einen besseren Schlusspunkt könnte es kaum geben. Spätestens mit »[sic]« sollte Bang On! im Gedächtnis der Leute bleiben. Und alle anderen dürfen ihre Erinnerungen bestätigt sehen.
(Sic)