Review Jazz

BadBadNotGood

BBNG2

Innovative Leisure • 2012

Musikkritiker fabulieren seit Jahrzehnten darüber, was Jazz ist. Einer Antwort am nächsten kommt man als Musiker wohl nur mit der Haltung, auf sämtliche Regeln der Kunst zu scheißen. Oder wie Miles Davis es sagte: Spiel, was nicht da ist. Das Trio BadBadNotGood aus Toronto tut genau das. Allerdings nicht in unhörbaren Avantgarde-Experimenten. Die Herren transformieren Hip Hop in den Jazz. Seit geraumer Zeit kursieren ihre Alben via Bandcamp, eine gemeinsame Session mit Tyler, The Creator die als Video im Netz landete, unterstrich den Status, dass da was richtig Großes kommt. Limitiert gibt es jetzt ihr zweites Album auf Vinyl. Und um zu verstehen, um was es hier geht, braucht es nur die ersten dreißig Sekunden ihres Covers von James Blakes »Limit To Your Love«. Das Piano rollt aus, der Bass massiert die unteren Töne und dann setzt das unbarmherzige Schlagzeug ein. Kein Gesang. Trotzdem erschüttert der Track bis ins Mark, schweift kurz ab, um zur eigentlichen Melodie zurückzukehren. BadBadNotGood schaffen es in diesen Momenten die Originale zu übertreffen – denn das gleiche Muster gilt für »Flashing Lights« von Kanye West das sie bis auf die Knochen reduzieren und trotzdem treibender, funkelnder und dunkler machen. Die eigenen Songs wie »Vices« oder »DMZ« fallen dabei nicht ab, sondern drehen den hypnotischen Strudel weiter. Nur an manchen Stellen gibt es ein Saxophon, hier und da ein wenig mehr als das Zusammenspiel aus Bass, Schlagzeug und Keyboard. »BBNG2« ist düster, kompromiss- und gnadenlos. Und definitiv eine der besten Jazzplatten der letzten Jahre.