Die Wüste hat Konjunktur. Aber nicht nur Timtom Schalalom sucht den Spice im Saharastaub. Auch Aziza Brahim kennt sich sandtechnisch ziemlich gut aus. Die algerische Sängerin macht Wüstenmusik für Wüstenmenschen, das heißt: Es geht um die, die es nicht so gut haben, weil es andere besser haben wollen. Das muss man nicht verstehen, um es zu verstehen. Ich bin bis zu diesem Album durch eine endlose Ödnis gestapft und habe mit ihm eine Oase gefunden. Sie sprudelt, es blüht! Da freu ich mich natürlich. Kann es aber nicht erklären, also: rational herunterbrechen auf, in oder für eine Sprache, die dieser Frau und ihrer Kunscht angemessen wäre. Lasst es mich deshalb so sagen: Wer eine melancholische Veranlagung hat, aber für Taylor Swift entweder zu alt, zu jung oder beides ist, bekommt mit »Mawja« auf Glitterbeat eine Platte, für die man im Bildband über Tansania blättert und dann doch nach Tunesien fliegt. Um beim nächsten Sag-niemals-Weltmusikfestival auch mitreden zu können, wenn die Afrika-Susi nach der dritten Weißweinschorle ihren Turban auseinanderfaltet.
Mawja