Review

Awanto 3

Party Vol.1

Rush Hour • 2023

Wer sich die gängigen Listen der bekanntesten Phobien anschaut, wird enttäuscht sein: Während sich offenbar eine veritable Anzahl von Menschen weltweit vor Zahlen oder dem Erröten fürchtet, ist beispielsweise die Angst vor leeren Häusern keine Erwähnung wert. Erstaunlich, denn allein in einem ansonsten leeren Haus zu sein, lässt zumindest dem Autor dieser Zeilen den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen. Und damit ist er wohl nicht allein, denn der Belgier Steven Van Hulle hat sein jüngstes Release diesem Gefühl gewidmet. Wobei, so ganz stimmt das nicht: Der Produzent, der unter dem Namen Awanto 3 firmiert, hat die Skizzen zu dieser Maxi-Reihe während eines House-Sitting-Jobs angefertigt.

Ein kleiner Tierhof vor der Tür, ein großer, bedrohlicher Flatscreen drinnen, Rollläden, die von alleine runterfuhren und ein Geist, der durch die Räume des Hauses fegte, machten den Job zu einem Gruselerlebnis. Um wieder runterzukommen, wandte sich van Hulle seinem MPC zu: Dem Grusel etwas Licht entgegensetzen, lautete die Devise. Das hat nicht ganz geklappt, aber am Ende von »The Lime King« grummelt es bedrohlich. Davor gibt’s neun Minuten drumbetonten Nu-Jazz-House (kommt im Mix super!) voller organischer Finessen zwischen slapped Bass-Gitarren-Figuren und drückenden Synthie-Bass-Lines. »Seayousoon« erinnert dagegen eher an experimentelle elektronische Popsongs, die um 2000 auf VIVA 2 liefen – wahrscheinlich von jemandem wie Towa Tei eingespielt. Ganz angstbefreit halt.