Review Rock

Automatic

Excess

Stones Throw • 2022

Beim Hören des zweiten Albums »Excess« von Automatic aus Los Angeles fragt man sich unweigerlich, ob das nun einfach aalglatter Retro-Pop ist oder ob unter der verchromten Oberfläche (siehe Albumcover) doch eine subversive Aktualität schlummert. Ästhetik und Klangbild von Izzy Glaudini, Lola Dompé und Halle Saxon weisen eindeutig zurück in die ausgehenden 1970er-Jahre, als Post-Punk und No Wave vom Underground endgültig zum Mainstream wurde: Unterkühlte Vocals, präzise Maschinen-Drums, pulsierende Basslines und umherschwirrende Synths ballern durch die kurzweiligen zehn Songs. Dazu werden ironisch-distanziert Themen wie Eskapismus, Nihilismus, Einsamkeit oder die Maßlosigkeit des aktuellen Hyper-Kapitalismus verhandelt. Doch so richtig will der Funke nicht überspringen – zu glatt ist der Sound, zu bekannt die retrofuturistischen Motive. Denn obwohl heutzutage Superreiche versuchen ins Weltall zu flüchten, war dieser Traum mitsamt seinen Unwägbarkeiten schon vor 50 Jahren nicht nur bei Science-Fiction-Autor*innen ein Thema. In »New Beginning« räumen Automatic dazu lediglich ein, dass es wohl keine gute Idee ist, einen ausgelaugten, verbrannten Planeten so einfach für einen vermeintlich besseren Ort irgendwo im Universum verlassen zu wollen. Solchen falschen Hoffnungen setzt das Trio eine diffuse Solidarität entgegen, um nicht völlig zu verzweifeln. Das alles ist zwar in mitreißende Pop-Songs gegossen, die auf der Inhaltsebene allerdings etwas ratlos stimmen.