Die acht Stunden der »NTS Sessions« von 2018 sind gerade erst so halbwegs verstanden, da werfen Autechre schon die nächsten Klangexplorationen in den Ring. Im Abstand von nur zwei Monaten droppen sie erst die Vinyl 2LP »SIGN« und nun »PLUS«. Wo Sean Booth und Rob Brown auf »SIGN« den Fokus auf Harmonien und Patches legen, lassen sie es auf »PLUS« wieder mehr rumpeln. Vergleiche mit dem 2010er Doppel-Release des melodischen »Oversteps« und technoideren »Move Of Ten« werden diskutiert. Aber letztlich sind sie belanglos. Autechre sind seit gut 30 Jahren dabei, elektronische Sounds von den Grenzen des Gehörten zu sammeln und in sonischen Epiphanien auszukristallisieren. Und überraschen damit immer noch mit jedem Release aufs Neue. Natürlich gibt es Techno, Glitch, Hip-Hop und Ambient. Aber stets nur als Idee, maximal als basalen Groove. Darüber hinaus befinden sie sich weit draußen, nutzen den Raum, der ihnen zur Verfügung steht. Und dieser ist größer, als Begriffe fassen können. Verwinkelter als unsere beschränkten Ohren nach einigem Hören wahrnehmen können. Kein Wunder daher, dass erste Meinungen zu Autechre in der Regel kurze Halbwertzeiten haben. Sie variieren zwischen den Fans genauso wie zwischen heute und in zwei Wochen. Am Ende liegen sich aber stets alle in den Armen und heulen vor Glück.
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