Neues in scheinbar bekannten Klängen entdecken ist das künstlerisches Motto von Austin Buckett In seiner letzten Arbeit hat er sich mit weißem Rauschen beschäftigt. Weißes Rauschen enthält alle Frequenzen, wodurch es sich gut zur Überlagerung von unwillkommenen Außengeräuschen eignet. Andererseits entstehen beim konzentrierten Hören von weißem Rauschen interessante Überlagerungen und Frequenzkombinationen, sozusagen Klänge im Klang. Das neue Album »Grain Loops« beschäftigt sich in einem anderen Zusammenhang mit solchen Neuentdeckungen. Unser Leben ist von Zyklen bestimmt. Atmung, Herzschlag, Nahrungsaufnahme, Tagesrhythmus. Der australische Klangforscher und Komponist Austin Buckett bringt diese Überlegung in Zusammenhang mit seiner musikalischen Arbeit, dem Spiel mit Zeit, Bewegung und freudvoller Wiederholung von Loops wie sie auch in moderner Tanzmusik verwendet werden. Dass sie auch ohne diesen Zusammenhang interessant sind, zeigt dieses Album. Austin Buckett erzeugt für diese Arbeit mit Snare Drums und Schleifpapier 30 recht unspektakuläre rhythmische Klangausschnitte und lässt diese jeweils eine Minute rotieren. Seine Klangschleifen funktionieren nicht nur als Grundstoff für eben genannte Tanzmusik, sondern auch zur Klangbeobachtung. Wie wirkt ein repetitives Audiosignal auf den Hörer? Wie verändert sich der Klang mit der vergehenden Zeit des konzentrierten Hörens und der Entdeckung neuer Klangeindrücke und Klangsegmente, die beim einmaligen Hören eines Tons oder Geräusches gar nicht auffallen?
Oder hört man das komplette Album nur als meditative Klangtapete neben einer anderen Tätigkeit? Ein interessanter Ansatz, um Musik und Klänge ganz allgemein auf eine neue Art zu hören.
Kevin Richard Martin
Sirens
Room40