Mediziner sind hier im Vorteil. Jedenfalls wissen sie beim Begriff »Auscultation« mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schneller, was gemeint ist. Auskultation ist das, was Ärzte gegenüber ihren Patienten mit der Formulierung »Ich höre Sie dann einmal ab« für gewöhnlich in einfacheren Worten zum Ausdruck bringen. Also von außen in den Körper hineinhorchen mit einem Stethoskop als Hilfsmittel. Der Produzent Joel Shanahan aus Portland lauscht mit seinem Projekt Auscultation, wie der Name glauben macht, nach innen. Seine Hilfsmittel, um diese Geräusche hörbar zu machen, sind jedoch Synthesizer und Drumcomputer. Weitläufig ist es da drinnen, der Herzschlag pulsiert gemäßigt, nie im kritischen Bereich, hält sich insgesamt eher zurück. Die übrigen Signale gruppieren sich in einem ähnlich ruhig fließenden Strom darum herum. Man kann bei »III« von einem gelassenen House-Entwurf sprechen, in den sich vereinzelt spukhafte Elemente mischen, etwa im sprechend betitelten »Purgatory Sway«. Was kaum überrascht, wenn man bedenkt, dass in die lange Zeit seit Erscheinen des zweiten Auscultation-Albums von 2015 eine Katastrophe fiel: der Lagerhausbrand von Oakland ein Jahr später. Auf der Technoparty, bei der damals 36 Menschen starben, war Shanahan – unter seinem Pseudonym Golden Donna – als DJ der Headliner. Das Hineinhorchen bekommt so etwas weniger Beschaulich-Introspektives als vielmehr etwas von Selbstbefragung und Selbstversicherung. Wo früher das Träumerische und das Spielerische im Gespräch waren, reimt sich jetzt Traum auf Trauer. Und ein wenig Trost. Vielleicht.
III