Review

Asuna & Jan Jelinek

Signals Bulletin

Faitiche • 2019

Als Musik-Schaffende/r ein eigenes Label zu besitzen, das ist sicherlich für viele ein Traum: diese Freiheit und dieser Luxus, allein den eigenen Ideen, dem Geschmack und Instinkt folgen zu können, abseits von Kompromissen, Marktschranken oder Schubladendenken. Jan Jelinek hat mit Faitiche ein eigenes Label und nutzt es genau dafür. Für die neueste Veröffentlichung, eine recht ungewöhnliche Kollaboration mit dem japanischen Klangkünstler ASUNA, hat er sich ganze sechs Jahre Zeit gelassen und die beiden sind für »Signals Bulletin« zwischen Berlin, Kyoto und ASUNAs Heimatstadt Kanazawa hin und her gejettet. Die fünf Improvisationen und Kompositionen werden von ASUNAs Orgeldrones dominiert, die langsam immer mehr anschwellen, enorme Klangräume eröffnen und riesige Harmoniebögen spannen. Jan Jelinek hält sich eher zurück, unterstützt mit Field Recordings und sorgt mit pulsierenden Synth-Loops höchstens für ein Mindestmaß an rhythmischer Orientierung. Schnell stellt sich ein geradezu meditiativer Schwebezustand beim Hören ein: die Gedanken fließen dahin wie die Klänge und die Töne gleiten ineinander wie man selbst in einen Zustand zwischen Wachen und Träumen. In eine ähnliche Trance hat es scheinbar sogar die beiden Musiker versetzt, da sie fernab von geschäftiger Virtuosität meistens ihren Maschinen die Hauptarbeit überlassen haben und als teilnehmende Beobachter nur sporadisch eingriffen. ASUNA bedient seine Orgel nämlich, indem er die angeschlagenen Tasten nach und nach mit Klebeband fixiert. So ist er einerseits nicht durch seine zehn Finger limitiert und kann andererseits auch einfach mal vom Instrument Abstand nehmen, die Frequenzen auf sich wirken lassen. Damit ist »Signals Bulletin« ein entspannendes Werk experimenteller Elektronik und gleichzeitig ein cleverer Kommentar auf den Genie-Kult geworden.