Von allen Möglichkeiten, unsere Gefühle zu kommunizieren, scheint Musik die beste. Sie ist direkt und braucht sich nicht um Sprachbarrieren zu kümmern, kann konserviert und so immer wieder hervorgeholt werden. Asher Levitas‘ Debütalbum »Lit Harness« ist ein eruptiver Gefühlsausbruch in acht Akten. Dabei ist der sich weitestgehend in Anonymität hüllende Künstler – ein eigentlich schöner Widerspruch, der diese Platte prägt – eher als Konzeptler bekannt geworden. Als Teil des Kollektivs Old Apparatus hob er den Hauntology-Diskurs in den UK Bass und machte auch nicht vor Shangaan Electro Halt, mit der Sängerin Linn Carin Dirdal produzierte er schlierigen Electronica-Pop, der Susan Sontag zitierte. Auch »Lit Harness« basiert auf Kollaborationen. Einerseits mit dem Schriftsteller und Künstler Michael Crowe, der unter anderem einen handgeschriebenen Brief an jeden Mensch dieser Welt verfassen wollte, und andererseits mit Marina Elderton, die neben ihrer Arbeit als Filmkomponistin auch in diverse esoterische Projekte involviert ist und für einige der Tracks ihre Stimme geliehen hat. Jede Menge vermeintlichen Überbau also für ein Album – aber wie klingt das eigentlich? Unheilvoll und klaustrophobisch, weltschmerzig und kalt. Levitas reißt weißes Rauschen an mächtigen Bässen hoch, die in der nächsten Sekunde schon wieder in sich zusammenfallen können. Kalter Angstschweiß, durch harsche Töne gepresst. Aber es gibt auch lichte Seiten, einen Panzer gegen die Übel der Welt. Zwei Herzen schlagen, ach, in Levitas‘ Brust und können sich nur schwer einigen: Depression oder Hoffnung? Das sind starke Kontraste, die sich zumindest auf emotionaler Ebene über 30 Minuten einen ansehnlichen Schlagabtausch liefern. Das aber allein macht noch kein Konzept und an dem mangelt es »Lit Harness« nicht nur in Hinsicht auf seinen dünnen Spannungsbogen. Die Musik Levitas‘ nämlich zieht mittlerweile bekannte Register: Noise ist Wut, Choräle bedeuten Erlösung. Das ist leicht verständlich und läuft den Kommunikationsabsichten des Produzenten genau deshalb eher entgegen, soll heißen: Der titelgebende »Lit Harness« schirmt gleichsam menschliche Nähe ab.
Lit Harness