Review

As One

Reflections

Lapsus • 2024

Die Tatsache, dass »Reflections« vor 30 Jahren und damit im Geburtsjahr des Rezensenten erschien, ist durchaus beeindruckend. Kirk Degiorgio, der sich seit Anfang der 1990er-Jahre unter verschiedenen Pseudonymen der elektronischen Musik verschrieben hat, legte damals ein ziemlich zeitloses Album vor. Dass man ihm aus heutiger Sicht eine gewisse Patina anhört, macht nicht betroffen, sondern lässt Nostalgie für eine Zeit aufkommen, die man selbst vielleicht gar nicht erlebt hat.

Zwei Jahre zuvor, 1992, veröffentlichte Warp die epochemachende Compilation »Artificial Intelligence«, auf der Acts wie Aphex Twin, Autechre oder, dem Sound von Degiorgio auf ihr wohl am ähnlichsten, Speedy J ihre Entwürfe von elektronischer Tanzmusik mit Aussagekraft vorstellten. Degiorgio, das wird nach wenigen Tracks klar, legt hier keinen außerordentlichen Wert auf Leibesübungen, sondern formuliert die damals neuartigen akustischen Emissionen aus Übersee in eine durch und durch introvertierte Klangsignatur um. Stücke wie »Dance of the Uighurs« oder »Star Gaze« betonen wie die gesamte LP eine Nähe zu Detroit: Die Versatzstücke der Tracks kommunizieren wie auf »Majik Jar« verspielt miteinander, geben sich betont geheimnisvoll, und doch prägt das gesamte Album eine spiegelglatte Sterilität, eine formvollendete Kantenlosigkeit, wie sie auch Acts wie Aril Brikha auszeichnet. Als As One veröffentlichte Kirk Degiorgio damals ein ungemein pittoreskes Techno-Album, bevor sich das Genre demystifizierte.