Review

Arp Frique

Nos Magia

Rush Hour • 2017

Um eine der schönsten Vinyl-Reihen der letzten Jahre war es ein wenig still geworden. Derweil Heads natürlich wussten, dass die »Oz-e Drum Traxx«-EP oder auch Jamie 326‘s »Acid Shower« in jedes Regal gehören, musste man nun mehr als zwei Jahre warten bis endlich die Nachfolger der »Rush Hour Store Jams«-Serie erschienen. Erst die Vinyl 12“ mit Sadar Bahar, nun Arp Frique’s ultrageschmackvoller Jam irgendwo zwischen den niederländischen Antillen, Surinam und dem trans-atlantischen Austausch in die Kap Verden und an die Elfenbeinküste. Erst wenige Platten schafften es so weitreichend musikalische Pop-Bewegungen der letzten 50 Jahre aufzuspüren und darzustellen, ohne beliebig zu wirken. Der Titeltrack »Nos Magia« ist eine zauberhafte Installation des Niederländers Niels Nieuborg (der sich hinter dem Arp Frique Pseudonym versteckt), die durch den Kapverdischen Musiker Americo Brito in ganz eigene Höhen getrieben wird. Die sanfte Stimme des Baritons kumuliert zu einer Messe, die mit den funkigen Sounds der zugrundeliegenden Space-Disco den richtigen Gospel bietet. Also eingestiegen in das göttliche Raumschiff und einmal um die Welt und zurück reisen, bitte. Die B1 nimmt dieses Thema auf und bietet als Intro erstmal Sun Ra und Afrofuturismus-Jazz um dann in eine leicht zouky Afro-Beat-West-Africa-Funk-Nummer zu kippen, die auf den hohen Saiten der Wah-Wah-Gitarre reitet. Dort macht sich Orlando Julius breit. Der nigerianische Musiker ist hier zu Lande für seine Zusammenarbeit mit den Heliocentrics bekannt und darf gerne recht weit oben angesiedelt werden, wenn es um die wichtigsten Musiker Afrikas der letzten 50 Jahre geht. Diese Platte braucht man wohl, wenn man beim nächsten Set von RH-Chef Antal nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden möchte. Denn im Club schockt das hier zu 100 Prozent; dafür stehe ich mit meinem guten Namen.