Apollo Brown kann man nun wirklich nicht mangelnde Arbeitsmoral vorwerfen. Als musikalische Federführung für die letzten Alben von O.C. , Guilty Simpson oder Ghostface Killah konnte der wohl straßentauglichste Rapper/Producer/BWL-Student mindestens drei Indie-Rap-Highlights in den letzten zwei Jahren unter deiner Ortofon Concorde platzieren. »Thirty Eight (.38)«, Browns erstes reines Instrumental-Album seit »Clouds« von 2011, ist einmal mehr Kind der klassischen Hip Hop-Universalformel »Sample + Bass + Drumbreak = Beat«, die Nelson George einst als »Rhythm kidnapping« bezeichnete. Doch gibt sich der einstige Red Bull Big Tune Championships- Gewinner, jenes Producer-Battle eines gewissen Getränkeherstellers, nicht damit zufrieden auf »Thirty Eight« eine geschmackvolle Werkschau seiner aktuellen Schaffensperiode vorzustellen – er will eine Geschichte erzählen. Auch wenn Blaxploitation-Soundtracks mittlerweile zu den eher ausgeschöpften Inspirationsquellen unter Crate-Diggern zählen dürften, bleibt das Motiv des abgehalfterten Bösewichts Apollo Browns musikalischer Modus Operandi. Beklemmende Blues-Bap-Licks wie »Black Suits« oder epische Film-Score-Samples (No Swongoons!) wie »Weight In Gold« transferieren die Gedanken- und Gefühlswelt aller Groschenroman-Gangster für heutige Stuben-Strolche und Rhythmusentführer. Wo andere Producer sich mit Film-Schnipseln und Rap-Zitaten einen roten Faden ins Sams spinnen müssen, besticht der etwa einstündige Boom-Bap-Beutezug allein durch sein Arrangement – atmosphärisch, stringent, hochwertig. »Thirty Eight« beweist erneut: Man muss das Rad nicht neu erfinden – man kann es auch ein wenig aufpolieren und es läuft wieder wie geschmiert.
Thirty Eight