Ist Apollo Brown neuerdings der heilbringende Handyman für orientierungslose Trueschool-Tattergreise? Zog seine unaufgergete Boom Bap-Nostalgie doch erst im April D.I.T.C-Legende O.C aus der kreativen Belanglosigkeit. Jetzt tat sich die Detroiter Drum Machine mit Hip Hop’s Lieblings-Spätzünder Guilty Simpson zusammen, dessen internationale Gastbeitrags-Omnipräsenz zuletzt selbst unter »Die-hard«-Fans für Stirnrunzeln sorgte. Die große Überraschung: Brown schafft es tatsächlich, den abgehalfterten Stones Throw-Grummel zu reanimieren. Den Einstand zelebrieren die zwei mit der staubtrockenen Heimatstadt-Hymne »Reputation«, wobei nicht sicher ist, ob Guilty hier wirklich nur das Schicksal von Detroit oder doch seinen eigenen, ruinierten Ruf meint. Auf »Dice Game« sind keine Experimente zu erwarten, die Achse Brown/Simpson harmoniert mit traditioneller Sample-Ästhetik und dem klassischen MPC-Arrangement der ’93er RZA-Schule. Doch dass Apollo Brown keine Anstalten macht, offensichtliche Golden-Era-Referenzen wie den »C.R.E.A.M.«-Loop oder den »Get Out of My Life, Woman«-Break zu bedienen und dennoch ein unabgenutztes Instrumental-Gewebe für Simpsons sumpfiges Organ strickt, ist schon irgendwie bemerkenswert. Guilty hingegen tut das, was er immer tut – raunender Reality-Rap, beinharte Battle- und Braggadico-Hyperbeln, sowie ein, zwei introspektive Andachten. Das Album ist stringent und hochwertig, bleibt aber während der 16 Anspieler im klassischen 90-BPM-Fahrwasser. Bleibt festzuhalten, dass Guilty Simpson mit »Dice Game« ein bisschen back ist und Apollo Brown mit dem zweiten Throwback-Streich 2012, einen Platz in den Jahresend-Listen aller Rucksack-Rapper sicher haben dürfte .
Dice Game