Review

Anteloper

Pink Dolphins

International Anthem • 2022

Wer nichts für Jazz, Hip-Hop oder deren Symbiose übrighat, holt sich diese Platte trotzdem: um sie als Wanddekorationsobjekt neben das Streaming-Radio zu tackern. Auf dem Cover planschen »Pink Dolphins« in einem Meer aus Acid. Ihre Augen – Teller, so groß wie das Teil aus schwarzem Plastik, das Anteloper auf International Anthem veröffentlicht haben. Das Brooklyn-Duo um die Trance-Trompeterin Jaimie Branch und den Klöppel-Könner Jason Nazary macht darauf gemeinsame Sache mit Producer-Pal Jeff Parker. Der hat zuletzt nicht nur eine der besten Platten (»Forfolks«) auf dem Label aus Chicago veröffentlicht, sondern weiß als Tortoise-Träumer auch am Pult die richtigen Knöpflein zu drehen. Für die Quatschköpfe um Anteloper klingt das dann so, als hätte Miles Davis mit den Kollegen von Matmos auf einem Roundtrip durchs Death Valley vom richtigen Zeug genascht, um sich danach über die rhizomatische Verbindungen zwischen Michel Foucault und der Diskographie von Tangerine Dream zu unterhalten. Wo sich Jason Nazary in die Beklemmung schlagzeugt, trompetet ihn Jaimie Branch mit Bitches-Brew-Kaskaden wieder raus. Eingespieltes Team und so … aber kein Wunder. Die beiden haben jeweils mehr Preise für ihr Spiel gesammelt als sich je auf einem gefakten Kaminsims ausginge. Geheizt wird in Zeiten der Klimakrise aber sowieso nur mit Körpertemperatur. Bei den fünf Stücken, die Anteloper hier rausbügeln, geht sich das locker aus!