Plärrende Synthie-Fanfaren, eine repetitive Bläserfigur und dann Loops, Loops, Loops, unter die sich langsam Patterns schieben, bevor die Bläser die Basslines vorgeben. »Varmints«, das zweite Studioalbum von Anna Meredith, hält sich schon beim Opener »Nautilus« nicht mit Kleckern auf, sondern klotzt mit größtmöglichen Allmachtsfantasien drauflos. Dabei soll es eigentlich um die kleinsten aller Dinge gehen: Lieber würde sie einen Song über Heftklammern als über die Liebe schreiben, gibt die Britin zu Protokoll. Über die gut 47 Minuten von »Varmints« offenbart sich allerdings nach und nach, dass der kleinen Dinge vielleicht zu viel will. Nach dem opulenten Auftaktstück schleicht sich eine slackerhafte Indie-Rock-Hymne über rotierende Synthesizer-Sequenzen ins Nirgendwo, eine Musical-mäßige Einlagen scheint sich über einem Zappelbeat vor allem selbst zu karikieren und der um Versöhnung bettelnde Streicher-Ausklang mit Metronomskelett bemüht sich zu sehr um Stille, um diese nicht zur besseren Option werden zu lassen. Das Problem an »Varmints« ist weniger, dass Meredith das Kleine groß aufzieht, sondern dass sie dafür auf alle verfügbaren Mittel zurückgreift und darüber vergisst, was sie überhaupt im Mikrokosmos gesehen hat. Wenn sich die Sounds nicht viel zu hoch aufschichten, dann sprühen die Emotionen wild über. Meredith gibt es auf »Varmints« lediglich geschüttelt, nicht gerührt. Leider jedoch bringt sie so viel Kohlensäure mit, dass das Schlamassel plötzlich an allen Wänden klebt. Was all die spannenden dynamischen Winkelzüge der Komponistin und – leider alles andere als guten – Sängerin nicht wettmachen können, ist für ein solches Album indes essentiell: Stringenz.
Teleman
Brilliant Sanity
Moshi Moshi