Vielleicht stimmt es überhaupt gar nicht, das alte Sprichwort, nach dem Herkunft verpflichtet. Im Fall des Duos Animistic Beliefs zumindest scheint die gewählte Nähe zu einer anderen als ihrer Heimatstadt bei Weitem ausschlaggebender zu sein. Linh Luu und Marvin Lalihatu kommen zwar aus Rotterdam, machen aber Den Haag-Musik. Heißt genauer: mal scharfkantigen, mal träumerischen Electro. Damit sind sie wiederum ganz woanders gelandet, nämlich in Jena bei The Exaltics’ Label Solar One Music. Eine Wahlverwandschaft, wie sie passender nicht sein könnte. Ähnlich wie die Exaltics nämlich sind Luu und Lalihatu einem Electro-Entwurf verpflichtet, der mit einem Bein in der Tradition des Genres steht und ihm mit dem anderen einen Arschtritt verpassen will: Kommt, auf, es geht bei über 140bpm ab in Richtung Zukunft. »Mindset:Reset« kündigt schließlich schon per Titel an, dass die Konventionen überdacht werden wollen. Vom bouncenden Kick-und-Hi-Hat-Gewitter des titelgebenden Openers über den ebenso hymnischen wie kosmischen Acid von »Dream Journal (Excerpt 57)« und das eindeutig drexciyanisch geprägte »Margiela Face Mask« hin zur überlangen High-Speed-Operette mit Dark-Ambient-Finish »Mecal/Druid« machen Animistic Beliefs dann zwar keine allzu großen stilistischen Sprünge, ihre Sache im Gesamten aber enorm gut. Zwischen viel säuerlichen Zwischentönen und salbungsvollem Pathos gibt es auf »Mindset:Reset« nämlich allemal mehr Facetten zu erleben als auf den meisten Electro-Alben.
Mindset:Reset
