Fast sechs Jahre ist es her, dass Animal Collective mit »Painting With« ihr letztes reguläres Album veröffentlichten. Im Gegensatz zu dessen überdrehtem Vorgänger »Centipede Hz« oder dem ambient-lastigen Soundtrack zum Internationalen Jahr des Korallenriffs 2018 »Tangerine Reef« ist das neue, elfte Album »Time Skiffs« ein recht zugängliches Werk geworden. Avey Tare, Deakin, Geologist und Panda Bear begannen schon vor zwei Jahrzehnten damit, was man früher mal Indie-Rock nannte grundlegend zu transformieren – mittlerweile dürfte niemanden mehr der typische Sound des Tierkollektivs aus honigsüßen Gesangsharmonien, Psych-Folk-Elementen, exotischem Instrumentarium, eigenwilligen Songstrukturen, elektronischem Gefrickel und Naturgeräuschen so richtig schocken. Neugierig und dadurch interessant bleiben die Vier mit den neun neuen Stücken, die wie »Prester John« oder »Strung With Everything« teilweise aus mehreren Songs zu bestehen scheinen, aber dennoch. Alles etwas gesetzter und unaufgeregter als früher, trotzdem noch herausfordernd und anregend genug. Somit ist ein neues Animal-Collective-Album vergleichbar mit dem Besuch bei einem alten Kumpel, den man lange nicht gesehen hat: Man kennt seinen Charakter und seine Lebenssituation, hat früher vieles zusammen erlebt und versteht sich heute noch auf Anhieb. Und auch wenn man ein paar seiner besten Geschichten schon oft gehört hat, ist man doch immer wieder gespannt, was es Neues zu berichten gibt. Oder wie Panda Bear es in einer Textzeile so schön formuliert: »Treatin’ every day as an image of a moment that’s passed«.
Time Skiffs