Review Rock

Animal Collective

Tangerine Reef

Domino • 2018

Es blubbert und gluckst wie lange nicht mehr beim Animal Collective: Statt luftig-kühner Pop-Songs mit verstrahlten Beach-Boys-Harmonien, die auf Alben wie »Merryweather Post Pavillion« oder dem letzten Album »Painting With« zu hören waren, lassen sich Avey Tare (Dave Portner), Deakin (Josh Dibb) und Geologist (Brian Weitz) hier losgelöst von mehr oder weniger klassischen Songformen treiben. »Tangerine Reef« entstand anlässlich des Internationalen Jahres des Riffs, ausgerufen von der »International Coral Reef Initiative«. Animal Collective dem Schutz der Meere und ihrer Lebewesen seit Langem zugetan, haben sich dafür mit dem interdisziplinären Duo Coral Morphologic zusammengetan, mit dem die Musiker schon mehrfach zusammengearbeitet haben, um ein sogenanntes audiovisuelles Album zu erschaffen. Zeitgleich mit dem Tonträger zu »Tangerine Reef« wird auf der Website der Band ein Film veröffentlicht, der Unterwasseraufnahmen von Coral Morphologic zeigt. Was auf dem sprichwörtlichen Papier durchaus schon hippiesk klingt, wächst sich auf »Tangerine Reef« zu einem echten Trip aus, auf dem das morphende Kollektiv in 13 teils improvisiert wirkenden Stücken furchtlos unbekannte Gewässer erkunden. Oft ist das von betörender Schönheit, mindestens ebenso oft und bisweilen zur gleichen Zeit allerdings auch reichlich verschroben, was Hörer, die Animal Collective in den letzten zehn Jahren kennengelernt haben, verstören könnte.