Review

Andy Stott

Never The Right Time

Modern Love • 2021

Reissue des Jahres 2023

Die Einflüsse, die Andy Stott für sein neues Album listet, mögen andere sein als üblich – Bohren & der Club of Gore, Prince, Nídia, um nur ein paar Eckpunkte zu nennen –, das Resultat trägt dennoch die unverkennbare Handschrift des Producers aus Manchester. Etwas über 40 Minuten dauert »Never The Right Time«, stellt auf neun Tracks das Stott’sche Kaleidoskop einmal mehr scharf und beweist abermals, dass die Hybridisierung von Pop und Techno, von Bass und R’n’B nichts ist, was sich erst in den letzten Jahren herausgebildet hätte. Seit über einer Dekade verfolgt Andy Stott diese künstlerische Vision, die das Rührende (»Never The Right Time«) mit dem Unheimlichen (»Dove Stone«) aussöhnt. Scharfkantige Drumming-Boliden stehen neben Ambient-Monolithen, organische Blasinstrumente neben ultrasterilem, detailversessen ausproduziertem Pop wie etwa auf »Don’t Know How«. Dort intoniert Andy Stott seine erprobte Kopfstimme, auf anderen Stücken wie dem Titeltrack hingegen übernimmt den Gesang seine frühere Klavierlehrerin Alison Skidmore, die seit »Luxury Problems« aus dem Jahr 2012 immer wieder auf Andy Stotts LPs zu hören ist. Besonders ragt das Instrumentalstück »Repetitive Strain« heraus, das auch ohne Vocals vollends überzeugt und eine unglaubliche stilistische Breite auf sich vereint. Andy Stott perfektioniert hier nicht nur das Spiel mit Klang und Nicht-Klang, sondern variiert und versetzt Beats meisterhaft. Die langsame, getragene Trip-Hop-Nummer »Hard To Tell« beschließt dieses faszinierende Album, das in seiner Konzeption ausgereifter wirkt als »It Should Be Us« von 2019.

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