Für Andrew Pekler sind Aneignungen fremder Kulturen nichts, das man als unzulässig verbieten sollte (wie es derzeit ja verstärkt etwa im angelsächsischen akademischen Raum geschieht), sondern eine Angelegenheit, die ihn seit einiger Zeit umtreibt. Als ästhetisches Prinzip, könnte man ein bisschen pompös sagen. Pompös ist auch der Auftritt seines jüngsten Albums, das seinen Titel »Tristes Tropiques« einem Hauptwerk des französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss verdankt. Passenderweise nennt Andrew Pekler seine Kreationen aus Synthesizerklängen und Field Recordings denn auch »Synthetic Exotica«. Hier fühlt sich man sich allerdings weniger in die altbekannten entlegenen Gebiete zurückversetzt, wie sie in den 1950er Jahren unter dem Namen Exotica musikalisch bereist wurden. Eher betritt Pekler eine terra incognita, die ihre Aneignung selbst simuliert. Es sind unbekannte Sehnsuchtsorte, an denen die Synthesizer einsam vor sich hin weinen können, es pseudoauthentisch im Busch raschelt oder anderweitig naturgeräuschhaft zugeht. Die cheesiness seines historischen Vorbilds übernimmt Andrew Pekler, verwandelt sie aber in etwas Zugewandtes, ganz frei von Peinlichkeit Flirrendes. Ein bisschen Melancholie mag man bei alledem spüren, aber ebenso gut auch die sanfte Brise von Meeresluft, die durch Palmenblätter weht. Da gibt es weiß Gott Schlimmeres.
Tristes tropiques