Wie über Marie Klock schreiben? Es gibt wohl kaum einen noch so originellen Gedanken zu ihrer Musik, den die eigensinnige Bandcamp-Dadaistin und Kulturjournalistin nicht schon längst selbst hatte. Und jetzt hat sie sich auch noch mit Anadol zusammengetan, die dafür bekannt ist, mit ihrem hypertrophen Kraut-Pop das begriffliche Denken einfach komplett zu sprengen. Dass es sich bei dem gemeinsam komponierten Oeuvre »La Grande Accumulation«, also »Die große Anhäufung«, um eine Menge Gerümpel handeln könnte, deutet dabei nicht nur das Cover an. Klock hat für die Lyrics weitestgehend auf ihre Punchlines verzichtet, sie singt zu federnden Synths und Cembalo-Reminiszenzen von einem Ghul, von Vögeln mit Taschen und davon, die Zähne der Mona Lisa vor Zugluft zu schützen.
Klingt nach Surrealismus, Découpé und Sound-Wiederverwertung, stellt aber auch neckisch Fragen an die KI-gebeutelte Gegenwart: Wie oft kann ein Kunstwerk eigentlich recycelt werden, bis es Müll bleibt? Und haben die verschwenderischen Wirtschaftssysteme am Ende doch etwas damit zu tun, dass der Weg vom einen Ohr rein zum anderen wieder raus immer kürzer zu werden scheint? Spätestens wenn sich in »La reine des bordels« hochgepitchte Tier- und Lachimitationen mit E-Orgelklängen und der Karikatur eines Windgeräusches mischen, wird gebührend zelebriert, was die beiden Musikerinnen am meisten verbindet: ein Humor, der sich auch noch in den kränkelndsten Zeiten aus allem speist. Also quasi ein Humor, der nie eine Magensonde braucht. Und das ist eine echte Rarität.
La Grande Accumulation