Vier Jahre ist es her, dass Amon Tobin mit Foley Room die Messlatte für elektronische Musik um gute fünf Meter höher legte. Seither wurden Produzenten wie Bibio, Flying Lotus, Hudson Mohawke und Mount Kimbie durchs Pressedorf gejagt. Dubstep ist explodiert und hat mit Skream sein Popsternchen und mit Scuba seinen Meister gefunden. In der elektronischen Musik können vier Jahre also auch schnell Vergessenheit bedeuten. Doch was interessiert das einen Amon Tobin? Auf ISAM entfernt er sich einfach weiter von seiner Vergangenheit und umschifft ganz dreist die Gegenwart. ISAM ist weniger Jazz-Breaks und Drum & Bass-Erinnerungen, weniger treibende Beat-Bomben und cineastische Erzählungen. ISAM ist vielmehr Urknall-Klang. In vernichtende Gravitationswellen gebettet, werden Klangteilchen verdichtet, gedehnt und verdreht, bis sie eigenständige Formen annehmen und in chaotischen Staubwolken um Ordnung ringen. Amon Tobin lässt mit diesem Experiment aus Einzelklängen ganze Melodiestränge zu entwickeln auch den Fokus auf Rhythmus hinter sich. Er türmt Collagen auf, die in ihrem Widerspruch aus vermeintlicher, struktureller Unordnung und beinahe beängstigender klanglicher Klarheit viel näher zu Autechre stehen als zu all seinen Kollegen bei Ninja Tune. ISAM ist Klang in seiner ganzen Schwere und Komplexität.
Isam