Wie klingt Regenwaldjazz? Der brasilianische Pianist Amaro Freitas aus Recife hat sich für sein Album »Y’Y« vom Amazonasgebiet in Manaus inspirieren lassen. Womit er zurückkehrt ist, wirkt zunächst ziemlich anders als seine Musik auf den vorangegangenen Platten »Rasif« und »Sankofa«. War er dort als Bandleader im Austausch mit seinen Mitstreitern, führt er auf »Y’Y« großenteils Gespräche mit sich selbst. Sein Instrument setzt er in Stücken wie »Uira (Encantada da Água)« teils als präpariertes Klavier ein, teils unbearbeitet, und das so stark geschichtet, als wären vier Pianisten gleichzeitig im Einsatz. In »Danca dos Martelos« bedient er sich der Tasten ebenso wie des Innenraums des Klaviers, umringt von sanft schnarrender oder rasselnder Perkussion und Vogelstimmenflöten. Beginnt er das Album so mit eher horchenden Klavierpassagen, landet er im weiteren Verlauf dieses Stücks schließlich bei dem für ihn charakteristischen polyrhythmisch beziehungsweise -metrisch verdichteten Spiel auf gesteigertem Energielevel. Ab der zweiten Seite der Platte kommen dann verschiedene Gäste hinzu. Im Titelstück etwa Shabaka Hutchings an der Flöte, später leistet ihm der Gitarrist Jeff Parker Gesellschaft. Die Harfenistin Brandee Younger hat ebenfalls einen Auftritt, ganz zum Schluss der Bassist Aniel Someillan und der Schlagzeuger Hamid Drake. Ob im Dialog mit diesen handverlesenen angloamerikanischen Kollegen oder ganz von sich selbst umgeben, erweitert Freitas noch einmal unaufgeregt sein Vokabular. Herausgekommen ist ein Strom an Ideen. Man braucht bloß eintauchen.
Y'Y