Man hört sofort: Das hier ist Jazz aus dem Vereinigten Königreich. Mehr BBC Radio 1 geht kaum. Die Laune ist gut, der Club kernsaniert, man darf hier keine Erleuchtungen warten. Dafür sind diese Covers aber auch sicher nicht gedacht. Vielmehr zielt Amanda Whitings graziler Harfen-Jazz ins Wohlfühlzentrum. Dieser Jazz-Club wird überirdisch gespielt, ein Fahrstuhl führt hinauf. Es gibt auch Cocktails. Hubbard, Astor Piazzolla, Ellington, und Kylie Minogue werden weg-gecovert. So richtig Spannung entfaltet die auf dem Papier interessante Mischung aber einfach nicht. Dazu ist die Harfe zu dominant, der Duktus zu gleichbleibend, die fünf Songs haben mehr oder weniger einen Vibe. Wahrscheinlich kann man sich dazu auch ganz gut unterhalten. Man hört die 10inch an einem Stück durch, hört die Nähe zu Matthew Halsall und dem Gondwana Orchestra und wird am Ende doch zu den vielen, wesentlich besseren Platten greifen, die aus diesem Umfeld stammen. »Little Sunflower« ist nett. Aber es fehlt ihr die Tiefe; es fehlen die Brüche, an denen man hängen bleiben würde. Man schwebt so hinaus. War ein okayer Abend. Mal wieder Kultur. Und ruft sich ein Uber.
Little Sunflower