»Wer nicht weiß, wohin er segeln will, dem ist kein Wind der richtige«, raunen sich Seebären untereinander zu. Da Bayern aber nicht am Meer liegt, können Aloa Input solche Sperenzien weitaus egal sein. Denn die drei Musiker aus dem The Notwist-Umfeld schnitzeljagen sich auf den 13 Koordinaten ihres Debüts »Anysome« in rocker-flockiger Ausgelassenheit (»Another Green World«) durch indietronische Krautrock-Rüben (»Rubbish«) oder sphärische Death Cab For Cutie-Lookalikes (»Mello Red Ball«) querbeet in alle Himmelsrichtungen, als hätten sie die letzten Animal Collective-Alben nicht bloß gehört, sondern zerbröselt und geraucht. Hier ein bisschen Beatles, da ein bisschen Beck, ein bisschen Brian Eno, ein bisschen Can und dazwischen ein bisschen von allem. Flaumige Melodiebögen und trällernde Chorbegleitungen werden in schöner Regelmässigkeit durch schrabbelige Proberaum-Breaks oder afrobeat’esque Rückwärts-Rhytmen kontrastiert und drehen den Kompass auf halb Acht. »Anysome« ist insofern die ideale Synthese aus theoretischem Unterbau allerlei nerdiger Musikreferenzen und der mühelosen Delivery seichter Pop-Melodien. Doch so ideenreich die (radiofreundliche) Landkarte hier auch verziert wird, so wenig erklären Aloa Input ihre Fahrtrichtung. Der Weg ist das Ziel, könnte man plattitüdieren. Vielleicht ist »Anysome« eine Art Musik-Atlas, der unter eklektischer Experimentierfreude aus dem »Nirgendwo« ein »Überall« macht. Des Trios lupenreines Pop-Potpourri – welches sie selbst als »New Weird Bavaria« bezeichnen – leichtfüßelt sich easy peasy über die Abbey Roads, Autobahnen und Merriweather Post Pavilions der Welt, sodass Orientierung nach den 45 Minuten nur noch als staubiges Relikt engstirniger Genre-Navigatoren durchgeht. Ahoi, sagt der Bayer!
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Anysome