Wie arrangiert man eigentlich Clubmusik auf Albumlänge? Der Glasgower Produzent Alex Smoke versucht sich hierzu auf dem Qualitäts-Label R&S Records an einer Art verfremdetem Songwriting. Dabei ist geradliniger Techno für ihn sowieso nie die erste Wahl gewesen. Seine »Stauner EP« bei Optimo Trax im vergangenen Jahr klang gleichfalls verquer und neben der Spur. Auf »Love Over Will« wird es noch eine ganze Spur düsterer. Dabei ertönt nahezu durchgängig seine digital verzerrte Stimme zwischen Rhythmen, Beats und schnarrenden Synthesizern. Diese Gesänge fügen sich etwas unmelodisch und wie Fremdkörper in die Arrangements ein. Bisweilen mutet das – wie auf »Dire Need« oder »Dust« – wie ein ungewolltes Kind von Lakker und Matthew Dear an. Hier wäre ein sparsamerer Stimmeinsatz sicherlich effektiver gewesen. Doch es gibt auch großartige Beispiele wie »Manacles« oder der ruhige Ausklang »Fall Out«, in denen diese Disharmonie ihre ganz eigene Ästhetik entwickelt. Wirklich überzeugen kann die Produktionsweise der melodischeren Momente auf »Loss Gain« oder dem titelgebenden »Love Over Will«. Am Ende wird man also mit etwas gemischten Gefühlen zurückgelassen. Aber da ist noch etwas: dieses Cover-Artwork! SSämtlichen hitzigen Gender-Debatten zum Trotz sehen wir hier ein vollkommen übersexualisiertes und gleichzeitig androgynes Wesen auf einem Felsen an der Küste sitzen. Alleine das hätte schon mal einen Preis verdient.
Love Over Will