Auf dem Frontcover: ein tadellos gekleideter Albert Mangelsdorff abgebildet vor der Silhouette von Frankfurt. Das Artwork dieser Zusammenstellung spricht eine deutliche Sprache – Jazz-Hipster gab es in den 1950er Jahren nicht nur in New York City. 6.200 Kilometer entfernt im deutschen »Mainhattan« wurde der sogenannte »Frankfurt Sound« von Albert Mangelsdorff und seinem Bruder Emil Mangelsdorff geprägt. Der Posaunist sollte zu einem der wenigen deutschen Jazzmusiker von Weltformat wachsen. Bevor ihm der internationale Durchbruch mit Aufnahmen für Elvin Jones, Jaco Pastorius und dem United Jazz and Rock Ensemble gelang, spielte der 1928 geborene Bebop nach dem Muster der großen US-Vorbilder, allen voran das Charlie Parker Quintet. Mit seinem Quintett um die Saxophonisten Günter Kronberg und Heinz Sauer sowie Günter Lenz am Bass und Ralf Hübner am Schlagzeug arbeitete Albert Mangelsdorff aber schon an der Emanzipation vom US-Sound, nahm Ethno- und Free-Jazz-Alben auf und entwickelte eine ganze eigene, mehrstimmige Spieltechnik. »Mainhatten Modern« versammelt neun vergleichsweise konventionell arrangierte Songs aus der frühen Karriere von Mangelsdorff. Teils verloren geglaubte Aufnahmen aus den Jahren 1955 bis 1963, von privaten Bändern und raren Singles zusammengetragen. Die Compilation beginnt mit einer wunderbar relaxten Swing-Improvisation (am Bass: ein gewisser Gary Peacock) und endet mit Mangelsdorffs feinem Solo in der Ballade »Lover Man«, in der sich sein feines Gespür für Zwischentöne zeigt.
Mainhattan Modern