Als J-Rocc 2012 meinte, »niemand kaufe mehr Library-Platten« lag er entweder falsch oder es hat sich einiges getan. Die Produktions-Musik der 1960er und 1970er Jahre erlebt momentan eine Renaissance. Sie inspiriert aktive Musiker wie die Mocambo-Allstars oder Shawn Lee vor allem aber werden viele der kaum auffindbaren und bisher niemals kommerziell vertriebenen Scheiben neue aufgelegt. Das Problem dabei ist, dass die LPs meist als Sammlung, nicht als durchzuhörendes Album gedacht waren. Auf Funk-Brecher folgt dann Easy Listening, auf kosmischen Disco drei Versionen eines New-Orleans-Standards. Es gibt aber auch Alben, die von vorne bis hinten Killer sind, bei denen alles einfach passt. Zu denen gehört »Afro Rock« von John Cameron und Alan Parker. Der deskriptive Titel bedeutet hier: verzerrte Gitarren, massig Bongos, saftiger Bass und vor allem fette Drums. Break- und Sample-Enthusiasten werden jedem Track fündig. Überraschenderweise wurde »Afro Rock« bisher kaum verwurstet, obwohl ich schwören könnte diese Flöten von John Camerons unglaublichem »Swamp Fever« irgendwo gehört zu haben. Überhaupt vergisst man bei den angenehm loopigen Instrumentalstücken dass es sich hier nicht um Kontemporäres handelt, sondern um Musik, deren Urheber mittlerweile über 70 Jahre alt sind. Wer hätte gedacht, dass die britische Avantgarde der 1970er Jahre nicht die schrillen Rockstars gewesen sein sollen, sondern unauffällige Session-Musiker.
Afro Rock