Es beginnt in getragenem Tempo: Violinen (oder Violas), die sich über eine dröhnende Bassfläche legen. Vielleicht ein Requiem, vielleicht ein Soundtrack, ganz sicher aber das Intro zu »Des Morts«, der Titelmelodie des gleichnamigen Dokumentarfilms der Regisseure Jean-Pol Ferbus, Dominique Garny und Thierry Zéno. Die drei Belgier drehten 1979 diese ungewöhnliche und beeindruckende Dokumentation über Totenrituale in aller Welt. Schon der zweite Teil führt nach Thailand zu den Hmong, einem indigenen Volk, das die traditionelle Mundorgel Qeej spielt und vom Tod der Ahnen erzählt.
Aus den Tonspuren des Films, musikalischen Interventionen und geschickten Manipulationen collagiert und montiert Alain Pierre, der damals für den Soundtrack verantwortlich war, ein Album wider Willen. Ausgegraben von Finders Keepers, dem Deep-Digging-Label avant la lettre, können wir auch ohne den Film zu sehen – der ohnehin kaum irgendwo zu finden ist – in die Zeremonien eintauchen. Ganz in der Manier der musikethnografischen Aufnahmen eines Alan Lomax entsteht ein Panorama längst vergessener (oder nie bekannt gewordener) folkloristischer kultureller Äußerungen. Wie nehmen wir Abschied? Wie gedenken wir der Toten? Und welchen Übergang ins Jenseits wünschen wir ihnen? Fragen über Fragen, die durchaus klanglich beantwortet werden können.
Des Morts (Of The Dead)