Spätestens im letzten Jahr kristallisierte heraus, dass House mittlerweile von Hip Hop-Heads unterlaufen wird. Insbesondere in Deutschland stachen lose Posses heraus, die alle unter einer Decke steckten: Zwischen Köln, Dresden und Berlin knisterten Soul- und Funk-Samples hin und her, es wurde sich zum MPC-Sport in der Mitte getroffen. Auch aus dem UK, wo die Clubkultur schon immer nah am Sound der Straße angesiedelt war, ist mittlerweile ein reger kreativer Austausch zwischen den Genres zu hören. Als Abschussrampe für Niedergeschwindigkeits-House mit Saxophonphilie hat Rhythm Section International schon einigen Grenzgängern eine Plattform geboten. Die erste Katalognummer gehörte Al Dobson Jr., der dort 2014 mit der Mini-LP »Rye Lane Volume One« debütierte, auf die nun ein Nachfolger in zwei Teilen folgt. »Rye Lane Volume II & III« ist zugleich wahllose Sammlung von Tool-kompatiblen Beats für die After Hour oder Sommernachtscocktailsessions wie meta-musikalisches Statement. Immer wieder wird über die von klackernden Congas getriebenen Skizzen zwischen Deep House, Downbeat und Boom Bap-Referenzen eine heruntergepitchte Stimme hörbar, die sich im Verlauf der 28 (!) Tracks über Musik, ihre Entstehung und Bedeutung auslässt. Große Teacher-Momente im Kurzformat, ein bisschen albern und in einem schönen Fluss befindlich. »Rye Lane Volume II & III« kommt einer sanften Hirnmassage gleich, es strengt nicht an, sondern schmeichelt nur. Das macht es wiederum ein bisschen uninteressanter, als es eigentlich sein sollte. Denn Dobson verlässt seine selbstgewählte Nische – die auch mal arabische Elemente aufnimmt oder härtere Gangarten einschlägt – leider nicht. »There is many schools of thought in this music«, brummt der namenlose Teacher über einen Soundtrack, der das von sich selbst so nicht behaupten kann.
Rye Lane Volume 2 & 3