Ist das noch ein Album oder schon ein Hörspiel? Eine gute Frage, die gleich viel über unseren heutigen Musikkonsum verrät. Längst haben wir uns daran gewöhnt, Tracks und Songs ausschließlich als autonome Einheiten wahrzunehmen und nicht mehr als Teil eines größeren Ganzen. Gerade LP-Formate haben es in Zeiten von Streaming, aber auch unzähliger Mixe und Podcasts schwer. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, keine Frage. Aber ein Werk wie ›Une aventure de VV (Songspiel)‹ fällt nicht ohne Grund positiv auf: Eine Geschichte in 15 Teilen, die sich über einen Zeitraum von etwa einer Stunde entfaltet. Der Begriff Oper verbietet sich, aber warum? Das belgische Bandprojekt Aksak Maboul des Crammed-Disc-Betreibers Marc Hollander tut gut daran, kompromisslos gegen den Strom zu schwimmen. Hypnotisch und fesselnd wird das Märchen von VV erzählt, die sich auf die Suche nach ihrer eigenen Stimme begibt und dabei allerlei Geistern begegnet. Das theatralisch-poetische Werk stammt aus der Feder der langjährigen Mitarbeiterin Véronique Vincent, die auch den Text spricht. Musikalisch verwirklicht Hollander hier seine Idee vom postmodernen Sound ohne Grenzen: Neue Musik, Post-Punk, elektronischer Pop und Avantgarde, moderner Bänkelsound, Jazz, Kraut, Minimal-Disco und und und. Alles ist im Fluss – ja, vielleicht eher ein Hörspiel, aber groovig und tanzbar wie kein anderes zuvor.
Une Aventure De Vv Songspiel