Die Weirdness mancher japanischer Musiker:innen aus den 70er- und 80er-Jahren ist so sprichwörtlich, dass einen nichts mehr überraschen kann. Wer aber glaubt, schon alles gehört zu haben, hat halt »I/O (IO)« noch nicht gehört. Das Debütalbum des Gitarristen Akio Niitsu, der 1985 nach nur drei Alben die Musik an den Nagel gehängt hat, um Computer-Programmierer zu werden und im Jahr 2002 mit 49 gestorben ist. Die Vergleiche mit Manuel Göttschings Proto-House-Meisterwerk »E2-E4«, die überall zu lesen sind, erschöpfen sich darin, dass auch Niitsu sein Album in seinem Heimstudio aufgenommen und Gitarre spielt. Überhaupt verbieten sie sich, weil Göttsching (Friede seiner Asche) den Humor in seiner Musik ganz gut versteckt hat, während er bei Akio Niitsu eine zentrale Rolle spielt.
Das fängt schon an mit »Orange Paradox«, wo sich Clicks & Cuts mit enervierenden Melodien verbünden. »Black Hole« nimmt diese Prog-wird-elektronisch-Attitüde vorweg, die die Franzosen Justice dann ein Vierteljahrhundert später zu ihrem Markenzeichen gemacht haben. In »Tenkiame« treffen balearische Vibes auf John-Fahey-Gitarre. »From Eternity To Schaffhausen Information« (Schaffhausen, wtf?) bringt dann doch ein bisschen Göttsching-New-Age-Zuckrigkeit, die aber schon bald in eine Slapstick-Melodie übergeht und dann zum verrauschten Ambient-Track wird
I/O(I・O)