Gechannelt durch Totenmasken längst verstorbener Kulturen, entwerfen Ak’chamel seit nun gut einem Jahrzehnt psychedelischen Free Folk, der diese Prädikate tatsächlich verdient hat. Gespeist durch unbändige Improvisationslust und die Manipulation von Tape Recordings, Instrumenten und weird verkrüppelter Samples gebiert das obskure Kollektiv aus Houston Musik für die Zeit nach der Endzeit. Abgestandene apokalyptische Tropen finden sich aber weder auf ihren frühen Arbeiten oder den letzten Alben »The Totemist« und »A Mournful Kingdom Of Sand«, noch auf dem jüngsten Galgenstreich »Rawskulled«. Stattdessen wird ein rohes, körniges, knöchernes Sounddesign realisiert, das sich keine Sekunde anbiedern möchte. Mehr oder minder inspiriert von schamanistischen Feuerproben und rituellen Torturen wie sie einst Mircea Eliade beschrieben hat, aber auch von Bands á la Sleepytime Gorilla Museum und der halbtoten Free-Folk-Szene der USA, ist der Sound von Ak’chamel also nichts für Komfortzonengammler.
Eine gewisse Bereitschaft für das Hineinhören im berauschten Zustand vorausgesetzt, evozieren Stücke wie das blutverschmierte »Apocalypse By Oud« oder »Mauled Compressed Twisted And Ruptured« nämlich Bilder esoterischer Wanderzirkusse im US-amerikanischen Fantasyland oder prähistorischer Karawanen nach Göbekli Tepe. Hier trafen sich namenlose Jagdkulturen nach den kataklysmischen Events der jüngeren Dryas, um den Konstellationen zu huldigen und Werweißwas zu tun. Dann aber deuten Intermezzi á la »TuburcuGnosis« oder das achtminütige »The Smoking Gunlocks And Girthrings Dragged From The Ashes« mit Geschrei und Gesängen wieder in Richtung einer Zukunft in Schutt und Asche. Es ist also das Aufblühen und Verwelken menschlicher Existenz, das in derlei atonalen, exzessiven Klängen mit verstörender Konsequenz zum Ausdruck kommt. Derzeit nirgendwo so unangepasst wie bei diesen Typen.
Rawskulled