Es mögen 9.000 Kilometer zwischen Nigeria und Haiti liegen – kulturell ist die Distanz zwischen Afrika und der Karibik weitaus kürzer. Das beweist auch das Album des Afro-Haitian Experimental Orchestras. Klassischer Afrobeat verschmilzt schlackenlos mit haitianischen Voodoo-Rhythmen und Folk-Songs. Begonnen hat die Geschichte dieses Albums vor zwei Jahren, als Tony Allen (Fela Kutis Schlagzeuger und legendärer Schöpfer des Afrobeat) auf Einladung des Institut Francais bei einem Festival in Port-au-Prince mit haitianischen Musikern auftrat. Das Konzert sollte mitgeschnitten und so für die Welt erhalten werden. Wegen eines Tränengasangriffs auf das Festival kam es dazu nicht. Lediglich Probeaufnahmen von den wenigen Proben überlebten. Initiator Mark Mulholland bearbeitete diese Aufnahmen und ergänzte sie mit einigen Sängern. Das Ergebnis wirkt derweil keineswegs provisorisch, sondern wie aus einem Guss. Tony Allens unnachahmliches Schlagzeugspiel ist das unbestechliche Rückgrat des Projekts, haitianische Percussion, elektrische Gitarren und Synthesizern ergänzen die acht oft auf traditionellen Liedern basierenden Tracks, die mit ihrem Call-and-Response-Gesang gelegentlich an Voodoo-Zeremonien erinnern.
Adrian Younge & Tony Allen
JID018
Jazz Is Dead