Review

Adrian Younge

Something About April II

Linear Labs • 2016

Wie heißt es noch bei Gladys Knight: »Everybody’s talking about the good old days.« Daher: Nix mit Neo-Soul, New-Soul oder Now-Soul. Wenn Adrian Younge seine Bandkollegen von Venice Dawn um sich schart, geht es schlicht um Soul. Um Soul, wie er mal geklungen hat. Und entsprechend um Vintage-Sound. Dabei ist es wichtig, dass der Retro-Anspruch nicht ausschließlich zeitgeistlichen Gründen, sondern einem ästhetischem Gespür entspringt. Natürlich nur zunächst: Den Geist analoger Klänge zu beschwören ist heikel. Es bedarf handwerklichem Geschick und musikalischem Sachverstand. Zudem mündet es in einer Art umgekehrtem Exorzismus. All dem hat sich der aus Los Angeles stammende Komponist verschrieben. Adrian Younge verfolgt den Ansatz des Altgedienten, seit er den Score für die Blaxpoitation-Parodie »Black Dynamite« geschaffen hat. Das hört man auch auf seiner aktuellen LP: »Something About April II« fährt jene Bassläufe, Drums und Orgeln auf, die der cleanen Kühle zeitgenössischer Produktionen die Wärme vergangener Tage entgegensetzen. Der Multiinstrumentalist bedient sich dafür beim verstaubteren Equipment seines Studios. Er sucht z.B. nach jenen Kicks und Snares, die noch den Spirit der 60er und 70er atmen. Und stellt als Tontechniker Bedingungen her, die die spezifische Klangatmosphäre einfangen können. Das kommt den geladenen SängerInnen gerade recht: Venice Dawns Loren Oden, Laetitia Sadier, Bilal, Raphael Saadiq und Karolina, sie alle verstehen sich prächtig mit den Kompositionen. Gemeinsam mit Adrian Younge lassen sie Songs entstehen, die über organische Schwere und cineastische Tragweite verfügen und entsprechende Bilder hervorzurufen wissen – und trotzdem, das ist das Geheimnis, verflucht leichtfüßig klingen.