Review

Actress

Ghettoville

Werkdiscs • 2014

Actress lädt dich nicht ein, holt dich nicht ab; Actress lässt dich einfach stehen und schmeißt dir ein Album an den Kopf. »Ghettoville« heißt sein neues und ob man als Hörer hier Zugang findet, ist ihm schnurzpiepegal. Actress macht, wonach ihm der Sinn steht: Lässt sich einen post-apokalyptischen Mutanten unter den letzten Zuckungen der Bass-Musik winden, bis er am Boden verendet (»Time«), öffnet einem auf 4/4-Takt und Gute-Laune-Synths kurz die Tür zur Tanzfläche (»Gaze«) und schlägt einem daraufhin mit einem kalten Lachen die Türe wieder vor der Nase zu (»Skyline«). »Ghettoville« ist ein harter Brocken. Man bekommt fast den Eindruck, dass Actress mit jedem neuen Song den Hörer wieder abschütteln möchte. So reitet man auf diesem wilden Bullen durch Stahlwüsten. Wie ignorant das Album ist und wie komplett coo-coo die Songabfolgen sind, verdeutlicht ein Triplet: Da eröffnet Actress mit erlösend klaren Melodie-Folgen; das hat fast schon Funk. Mimt dann aber den drum-losen Burial, bevor er mit einem Codein-R&B-Jam in Kassetten-Qualität schließt. Vielleicht ist es am bemerkenswertesten, dass Actress innerhalb dieses schizophrenen Albums immer wie Actress klingt. Bei »Ghettoville« beißt man oft auf Stein, handelt sich Verdauungsprobleme der Sorte erstes Schullandheim ein und fühlt sich allgemein ungewollt. Wenn jemand also mal seine masochistische Ader ausprobieren will: hier lohnt es sich!