Tripping on Actress. Fünfzig Minuten ohne wirkliche Unterbrechung. Musikalisches Storytelling mit übrig gebliebenen Ideen und Skizzen. Hundert sollen es sein. Alle unveröffentlicht. Mal gar nicht, mal länger ineinander verwoben. Nie beliebig, immer mit Köpfchen. Und mit viel Sog. Getragen von bezaubernden Stimmungswechseln. Mal klingt es wie Omar-S mit Wave-Touch, dann wird alles weich und driftet in Richtung Detroit-Leaning-Techno. Immer in eine Noir-Atmosphäre getaucht. Diese wird eigentlich erst bei Minute 39 durchbrochen, als sich plötzlich ein an Broken Beat erinnerndes Slow-Tech-Stück lautstark einschleicht und mit einem manisch langsamen Piano-Hintergrundfaden den Mix kurz aus dem Gleichgewicht bringt.
Actress versteht »Даррен Дж. Каннінгем« (= Darren J. Cunningham) als durchgehende Komposition mit ausgearbeiteten Handlungsbögen. Der Titel ist übrigens schlicht der auf Ukrainisch geschriebene bürgerliche Name des Produzenten. Und Stimmen kommen nur gelegentlich durch schwer verständliche Vocal-Samples und verschleierten Gesang zwischen elektronischem Jazz, melodiösem Minimalismus, neoklassischer Grazie, eleganten Offbeats und kosmischem Synthesizer-Geräusch reizvoll zur Geltung. Damit bleibt Actress auch im zwanzigsten Jahr ihrer Karriere ausgesprochen zeitgemäß und liefert der unsicheren Gegenwart einen von Hell-Dunkel-Kontrasten durchzogenen Soundtrack voller düsterer musikalischer Schattenbilder.
Darren J. Cunningham