Es sind gute Zeiten für Künstler im Bereich Ambient. Nichts mehr Fahrstuhlmusik! Vielmehr beschäftigen sich die großen Musikmagazine mehr und mehr mit dem Genre, dazu dienen experimentelle Klänge, Drone und moderne Kompositionen als Inspiration und Soundtrack für allerlei andere Dinge. Wie etwa im Fall der neuen Platte von [A Winged Victory For The Sullen](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3758/a-winged-victory-for-the-sullen.) Mit »Invisible Cities« veröffentlichen Adam Wiltzie und Dustin O’Halloran nicht nur ihr viertes Album, es ist gleichzeitig der Score zu einer Theaterproduktion des Videokünstlers Leo Warner – zu eben jenem gleichnamigen Werks des italienischen Autors Italo Calvino. Und das Gute an diesem Album: Es steht trotzdem für sich. Es braucht keine Kenntnisse des Buchs, allein schon, weil Wiltzie und O’Halloran dessen Struktur nicht mutwillig in ihren Sound übernommen haben. Vielmehr treten wieder schwere Streicher auf, die sich von leichteren Klaviertönen davontragen lassen. Alles auf diesem Album ist deutlich greifbarer als noch beim Debüt des Duos vor zehn Jahren. Mit »Total Perspective Vortex« schiebt sich dann mal ein kraftvolles Stück Drone dazwischen. »Desires are already memories« lässt verirrte Stimmen im Hintergrund auftauchen, während sich eine traurige Melodie in den Himmel aufschwingt. All das unterscheidet dieses Album auch von so vielen anderen Projekten des Genres. A Winged Victory For The Sullen wissen darum, dass Musik nicht nur als abstrakte Form funktioniert, dass es eine gewisse Substanz braucht, um das Publikum zu berühren. Und vielleicht liegt neben den Andeutungen in den Titeln darin die stärkste Parallele zu Calvinos Buch: In diesen dreizehn Stücken lässt es sich wunderbar verirren, in vollem Bewusstsein, dass man sich am Ende jedes Mal wiederfindet. Um eine wunderschöne Erfahrung reicher.
Adam Wiltzie
Eleven Fugues For Sodium Pentothal
Kranky