Chris Roman kommt aus Twin Peaks. Oder zumindest aus der Gegend, in welcher die Kult-Serie von David Lynch einst gefilmt wurde. Das ist aber nicht nur ein schöner Eisbrecher im Small-Talk-Gewusel, sondern auch wichtig für seine Musik. In seinem Schaffen als 214 spielte die Stadt North Bend und ihre pittoreske, mystische Umgebung schon immer eine Rolle, sein letztes Album benannte er nach ihr. Auf dem Cover seiner dritten LP »Exposure to Winds« ist nun das Kaleidoskop einer Waldlandschaft aus der Vogelperspektive zu sehen und beim ersten Durchlauf will sich nicht recht erschließen, wo genau der Zusammenhang zu Romans slicken Electro-Beats besteht. Doch die Grooves allein are not what they seem. Die Ziffernfolge 214 stand schon immer für einen Electro-Sound, der sich weniger in (retro-)futuristischen Visionen verlor, als vielmehr eine gewisse Melancholie zum Ausdruck brachte – Waldeinsamkeit, vielleicht. So dicht verflochten die 808-Rhythmen seiner Musik auch sind, so scharf die Snare auch peitscht: Alles ist durchdrungen von sanften Ambient-Sounds und sehnsüchtigen Melodien, die sich in die Zwischenräume einnisten wie Moos. Während »Quick Start« und »Valley of the Ferns« noch recht klassische Achtziger- und Neunziger-Tropen des Electro-Genres aufrufen und zwischen Egyptian Lover und Drexciya vermitteln, sind es vor allem die stimmungsvoll-sphärischen Stücke wie der Opener »Alpenglow« oder »Certain Indications«, die Romans idiosynkratischen Zugang zu hergebrachten Formeln eine zeitgenössische Note verleihen. Über mehr als eine Stunde Spielzeit gelingt es ihm so, die Bildlichkeiten dessen auszuformulieren, was auf dem Cover nur angedeutet wird: Statt sein Publikum auf interplanetare Reisen zu schicken, lässt sie Roman durch dunkles Dickicht herumirren. Die Konsequenz und das musikalische Können, die dabei seinen eigenen Weg leiten, machen »Exposure to Winds« schließlich zu einem Ausnahmealbum im Genre und darüber hinaus.
Exposure To Winds