Review

µ-Ziq

Scurlage

Analogical Force • 2021

Ein neues Album von Mike Paradinas alias µ-Ziq bietet in der Regel zuverlässig Aussicht auf verspielte IDM-Fortschraubungen, oft sorglos, gern mit mutwillig beigefügten Beschädigungen an der Bausubstanz. In Langspielplattenform hatte Paradinas das zuletzt 2013 mit »Chewed Corners« getan. Auf »Scurlage«, seinem ersten richtigen Album seither, ist einiges anders. Angefangen mit dem Label. Statt des eigenen Planet Mu diesmal Analogical Force Der Plattentitel ist dabei keine Wortschöpfung, sondern ein Dorf auf der walisischen Halbinsel Gower, wo die Musik im Lockdown entstand. Und die erscheint eine Spur verdrießlicher als gewohnt. Die erste Nummer, »Blakers Loop«, hat sogar etwas dezidiert von diesem Achtziger-Pessimismus, eine Art Coldwave-IDM, wenn man so möchte. Mit ein paar Beigaben von Bassmusik, durchaus gegenwärtig mithin, aber halt konstitutionell schlecht gelaunt. Später lichtet sich die Stimmung ein wenig. Die zweite Hälfte etwa beginnt mit dem ziemlich upbeat und optimistisch herumhibbelnden »Oxwich & Penrice«, zwei weitere Ortschaften auf Gower. Auch an anderer Stelle ist da einiges von dieser Leichtigkeit, die idealerweise aus Paradinas’ nerdiger Detailverfrickeltheit entsteht. Die insgesamt eingetrübte Note andererseits erklärt sich womöglich aus dem Umstand, dass das Covermotiv, die ebenfalls auf der Halbinsel gelegene Megalithgrabanlage Arthur’s Stone, den Großteil der Stücke inspiriert hat. Memento mori auf verschroben.