Mike Paradinas hat die britische Rave-Kultur von Anfang an mitgeprägt. Er war einer der ersten Künstler, die mit Breakbeats experimentierten und deren damals subversives Potenzial zu nutzen wussten. Mit seinem Label Planet µ und unter seinem Alias µ-Ziq blieb er der Dance Music abseits des Four-To-The-Floor-Beats treu. Umso mehr überrascht »1977«, auf dem sich viel Ambient und mit »Houzz 13« sogar eine recht eindeutig betitelte House-Nummer tummelt. Gerade hier ist Paradinas kaum noch als der Weirdo zu erkennen, der sich sein Leben lang dem Jungle und seinen Derivaten verschrieben hat. Auf dieser LP zeigt er sich manchmal fast naiv, oft dem Schönen und Leichten zugetan.
»Belt & Carpet« beschwört mit seinem schleichenden Kick und den unheilvollen Keys für einmal eine bedrohliche Atmosphäre herauf, wie sie in den Mystery-Filmen der Siebziger und Achtziger vorherrschte. Ebenso das sägende »Marmite« im Anschluss, das eigentlich nur jemand produzieren kann, der sich vor der Würzpaste zutiefst ekelt. Ganz anders der Opener »4am«, »Burnt Orange« oder »Lime Aero«, die zwischen dem melodieverliebten Squarepusher der letzten Jahre und dem cineastischen Output von Oneohtrix Point Nevers pendeln.
Auffällig ist auch der für Paradinas unorthodoxe Einsatz von Vocals, die eher als lautmalerische, tonangebende Elemente denn als gesamplete Referenzen eingesetzt werden. Das erinnert eher an zeitgenössische niederländische Künstler wie Oceanic oder upsammy als an das britische Rave-Erbe. »Mesolithic Jungle« liefert schließlich Breaks, die ebenso aufrichtig wie wirkungsvoll in Nostalgie getaucht sind wie der Rest des Albums.
1997