Überhaupt, Dubstep. Ist die Szene nicht irgendwie tot? »Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh darüber, dass Dubstep nicht mehr überall ist. Die falschen Leute haben die Szene verlassen und sich dem nächsten Hype angeschlossen«, sagt Nielsen und weist im selben Zug allerdings drauf hin, dass er Circle Vision nicht als Dubstep-Label verstanden wissen möchte. »Als Produzent habe ich mich in vielen anderen Genres bewegt, weshalb auch Circle Vision in andere Richtungen geht, als es Leute von RDGs Label erwartet haben.« Und obwohl er viel Talent und Interesse für Bass-Musik im Kopenhagener Underground ausmacht, geht Nielsen weltweit auf die Suche nach neuem Material. Richtungsweisend ist dabei sein eigener Geschmack. »Die Produzenten, die ich unter Vertrag nehme, haben die gleichen Ideen oder solche, die meinen verwandt sind. So gesehen produzieren sie Musik, die mich an meine eigene erinnert.« Grundsätzlich aber bezieht sich der Kader aus dem Freundeskreis von Nielsen. »Es ist halt mein Kreis, meine Circle Vision.« In dessen Mittelpunkt mag zwar er stehen, ausgeschlossen wird dennoch niemand. KC
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Honey Soundsystem ist ein 2010 von Jacob Sperber (alias Jackie House), Jason Kendig, Josh Cheon und Robert Yang (alias Robot Hustle oder auch Bézier) gegründetes, US-amerikanisches Plattenlabel aus San Francisco. Die Geschichte von Honey Soundsystem, das auch unter dem verknappten Namen HNYTRX geführt wird, geht weiter zurück als die erste, 2010 veröffentlichte Compilation mit dem Titel »Brotherhood«. Ursprünglich handel es sich bei den vier DJs und Produzenten um eine Crew, die sich in ihrer Heimatstadt mit einer eigenen Partyreihe einen Namen erspielten und mittlerweile international tätig sind. Auch ist Honey Soundsystem nicht das einzige aus dieser Verbindung hervorgegangene Label: Neben dem kurzlebigen Imprint Discaire ist vor allem das auf Reissues obskurer Synthie-Platten spezialisierte Dark Entries unter der Führung von Josh Cheon bekannt. Honey Soundsystem bedient viel mehr als dieses die Bedürfnisse des Dancefloors. Neben den in Kooperation mit Dark Entries wiederveröffentlichten Releases der 1982 verstorbenen Disco- und Hi-NRG-Legende Patrick Cowley sowie gemeinsamen Releases mit Cocktail d’Amore aus Berlin liegt der Fokus von Honey Soundsystem klar auf musikgeschichtlich informierten Produktionen, die von Disco bis Acid HouseF viele Stile ineinander blenden.Viel wichtiger aber ist noch der politische Anspruch des Honey Soundsystems, der sich von ihren inklusiven Partys ausgehend auch im Label-Roster niederschlägt: Auf Honey Soundsystem erscheint Musik von queeren Menschen. »Es gibt im Underground viele Künstler, die schwul sind und denselben Geschmack haben wie wir, in denselben Schuhen laufen und Kultur auf eine sehr spezielle Art wahrnehmen«, erklärt Robert Yang, der als Bézier sowohl auf Dark Entries wie auch bei Honey Soundsystem veröffentlicht. Eine Einschränkung soll das allerdings nicht bedeuten, fährt der Synthie-Nerd fort. »Wir legen viel Wert auf Diversität und suchen Talente, welche möglichst breit von den Erfahrungswerten erzählen, welche wir präsentieren wollen, um Verbindungslinien zwischen den Musikstilen zu zeichnen. Menschen, die dieselben Ambitionen haben wie wir.« So wird Honey Soundsystem nicht allein zum Sammelbecken von unterschiedlichen Positionen zwischen Disco, House und gelegentlichen Ausbrüchen in den Techno-Bereich, sondern positioniert sich auch sozialpolitisch. »Ein zeitloser Sound ist uns ebenso wichtig wie unsere gemeinsame queere Vergangenheit«, sagt Yang. Die Geschichte von Honey Soundsystem geht nämlich noch eigentlich viel weiter zurück als nur bis zur Gründung des gleichnamigen DJ-Kollektivs. KC
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We Release Whatever The Fuck We Want Records ist ein 2013 von Olivier Ducret und Stéphane Armleder gegründetes Plattenlabel aus Genf. Die beiden hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Musik veröffentlicht und Erfahrung im Business gesammelt: Ducret ist DJ, aber auch Gründer, Besitzer und A&R von Mental Groove Records. Armleder arbeitet als Radiomoderator, rappt als Genevan Heathen und ist Mitbegründer von Record Company Records und Villa Magica Records. Die beiden kannten sich als Digger mit ähnlichem Geschmack für obskure Soundtracks, dachten aber nicht an eine Kollaboration bis sie auf einem B-Film-Festival in Genf den Mondo-Film La France Interdite sahen. »Wir verliebten uns in diese eine Szene, in der Brigitte Lahaie zum Titelsong auf einem Pferd reitet Wir waren sofort besessen von diesem Track« erinnert sich Armleder.Nachdem sie den zuvor unveröffentlichten Soundtrack des Films ausgegraben hatten, fanden die beiden Cineasten immer mehr Reissue-Material in halb-vergessenen B-Movies. Vor allem die elektronischen Experimente von B-Soundtrack- und Library-Komponisten wie Piero Umiliani oder John Carpenter haben es ihnen angetan – ihr nächstes Projekt ist der unveröffentlichte Soundtrack zum obskuren Sci-Fi-Kurzfilm »La brûlure de mille soleils« von Elektronik-Pionier Bernard Parmegiani. Da sie ihrem Namen aber alle Ehre machen wollen, lehnen sie die von einem Label erwartete Genre-Kontinuität ab und veröffentlichen auch mal eine Compilation mit amerikanischem Sex-Rap oder den Disco-Soundtrack zu einem aktuellen Kino-Film. _»Unsere Label-Philosophie ist wohl, dass wir keine haben. Wir versuchen einfach Platten zu veröffentlichen, die wir lieben – es sind alles Coups de coeur. Es macht einfach unheimlich Spaß sich durch Releases zu graben und Sachen zum ersten Mal auf Platte zu pressen oder vergessene Gems neu zu veröffentlichen.«_
Diese Arbeitsweise erfordert allerdings eine gehörige Portion Detektivarbeit: Eine Platte zu lizensieren »ist manchmal ein langes und anstrengendes Katz- und Maus-Spiel« sagt Armleder. Das sei aber auch Teil des Reizes und das Treffen mit den Verantwortlichen entschädige meistens für alle Unannehmlichkeiten. »Die Recherche-Muskeln spielen zu lassen und Leute zu treffen, die man bewundert, ist eine sehr stimulierende Erfahrung.« NF
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Vox Populi ist ein 2014 von Fred Scharf gegründetes Plattenlabel aus Berlin. »Stimme des Volkes« heißt der vom Franzosen gewählte Name und spielt damit auf seine eigenen Interessen an. »Nachdem ich in Lyon Anthropologie studiert hatte, entwickelte ich eine Leidenschaft für Ethno-Musikwissenschaft. Das mit elektronischer Musik zu verbinden, ist wohl mein Hauptziel«, erzählt Scharf. Obwohl er Vox Populi in Berlin gegründet hat, sieht er das Label deshalb noch lange nicht als deutsches oder gar Berliner Unternehmen verstehen. »Der Sitz ist in Berlin, unsere KünstlerInnen aber kommen aus New York, Montréal, Paris, São Paulo und so weiter, wo wir also auch Events veranstalten und arbeiten.«_ So erfüllt sich Scharf auch selbst den Traum, überall in der Welt auf die Suche nach Field Recordings zu gehen oder Musik aufzunehmen.Der weltumspannende Ansatz von Vox Populi schlägt sich auch stilistisch nieder. Obwohl zwischen den Releases, an denen unter anderem Valentin Stip, Solpara, Mrs Jones und Ëlohim beteiligt gewesen sind, ein paar deutliche Schnittmengen zu hören sind – dubbige, experimentelle Musik mit unkonventionellen Rhythmiken -, möchte Scharf sich stilistisch weder eingrenzen noch auf ein Schlagwort reduzieren lassen. »Ich kümmere mich nicht wirklich um Strukturen oder Schubladen«, erklärt Scharf auf die Frage hin, was genau ein Vox Populi-Release denn dann ausmachen würde. »Ich denke ein Release als eigenständiges System, dessen Teile – Design, Text, Musik – miteinander harmonieren. Ich halte auch nach interessanten Geschichten dahinter Ausschau, um sie in einen Kontext einordnen zu können.« Diese schafft Vox Populi auch selbst mit zwei verschiedenen Compilation-Serien. Während die eine davon Tracks versammelt, die nicht für ein EP-Release angedacht waren, verfolgt die Field Works-Reihe ein bestimmtes Thema. In aller Welt werden Aufnahmen von »MusikerInnen, InstrumentalistInnen, religiösen Ritualen, Festen, verbalen Ausdrucksformen, Straßengeräuschen, natürlichen Klängen und allgemeinen Audio-Fragmenten« gesammelt und an vier ProduzentInnen geschickt, damit diese aus den Samples Musik machen. Ein ethno-musikwissenschaftlicher Ansatz, der die Stimme des Volkes in andere Kontexte übertragen will – wie es Vox Populis erklärtes Ziel ist. KC
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